ALL AROUND THE WORLD - Stop #3

Kia orāna, Rarotonga!

Das "andere Ende der Welt" ist immer eine Sache der Perspektive... Von uns aus gesehen ist er irgendwo im Südpazifik, der Ort, der am weitesten weg ist. Genau dort, kurz hinter der Datumsgrenze, liegt Rarotonga, die größte der 15 Cookinseln. Weiter weg geht nicht auf diesem Planeten. 3.000 km nordöstlich von Auckland. 1.000 km südwestlich von Tahiti, 2.000 km östlich von Fiji und fast 5.000 km südlich von Hawaii. 

Rarotonga ist 11 km lang und 7 km breit, eine kleine, runde, typisch pazifische Vulkaninsel. Mein persönliches Taka-Tuka. Die Ringstraße, die an der Küste entlang einmal um die Insel führt, ist 32 km lang. Auf ihr fahren zwei Busse - einer mit, und einer gegen den Uhrzeigersinn. Der höchste Punkt der Insel ist der Te Manga, er ist 652 m hoch und sieht von Norden ein bisschen aus wie ein kleines Matterhorn. 

Vielleicht kennt ihr die Cookinseln, weil sie bei Mobilfunkverträgen meist ausgeschlossen sind... es gibt kein Wifi auf der Insel, aber so ist es eben, am anderen Ende der Welt. 

Auf Rarotonga werde ich übrigens auch zum ersten Mal in meinem Leben einen Tag zum zweiten Mal erleben dürfen. Bei der Anreise ist eine Zeitreise nämlich inklusive. Ich freue mich wahnsinnig auf die zwei 8. September, zwei Freitage, und hoffe, ich werde euch teilhaben lassen können - falls es dort wirklich wirklich kein Internet gibt, bin ich eben ne Woche offline. Am anderen Ende der Welt. Mitten im Pazifik. Südsee, Du gefällst mir! 


Kia Orana, Rarotonga. Meitaki Maata!

Es ist Abend, ich packe gerade Rafael, inzwischen zum dritten Mal auf dieser Reise, die mir schon so viel länger vorkommt als sie bisher ist. Ich bin gerade mal zwei Wochen unterwegs, es kommt mir jetzt schon vor wie zwei Monate. So viele Erlebnisse und Eindrücke - das hab ich glaub ich schon mal geschrieben, aber es ist auch wirklich so. Mit jedem Tag kommt ein Haufen mehr dazu. Schlimmer als der Zeit-Jetlag ist der emotionale Jetlag, wenn der Kopf und die Gedanken und Gefühle einfach nicht hinterher kommen. Darum auch dieser Blog, mein persönliches Reise- und Erinnerungstagebuch. 


Sehr emotional war auch meine letzte Busfahrt auf der Insel heute, das letzte Feld meines 10er Tickets wurde vom freundlichen Clockwise-Busfahrer abgeknipst, denn mein Flug geht morgen so früh, dass noch kein Bus fährt. Rafael und ich laufen zum Flughafen, Rafael hat es dabei deutlich besser als ich, er wird getragen. Er ist der Backpack, ich der Backpacker. So ist es eben. 


Auf nach Neuseeland! Besser gesagt: nach Auckland. Kalt und hässlich ist es dort, wurde mir gesagt. Wir werden sehen :) 


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Rarotonga Roosters...

Guten Morgen, ich bin wach. Aber nicht freiwillig. 

Diese Hähne!! Die wilden island roosters. Man möchte ihnen den Hals umdrehen. Tag und Nacht krähen und krächzen sie. Überall laufen Hähne und Hühner mit Küken rum, am Strand, in den Bergen, am Flughafen, vor der Kirche, auf den Straßen. Manchmal muss der Bus muss anhalten, wenn eine Henne mit ihren kleinen Küken auf der Straße im Kreis läuft. Irgendwo habe ich gelesen, wenn man ein Huhn fängt, darf man es essen. Hab's nicht probiert :) dann lieber später noch einen wet Cheeseburger bei Palace Takeaways. Natürlich in Gesellschaft von Hühnern (lebendigen). 


Immerhin rechtzeitig wach zur Paddleboard und Snorkeling Tour bei KiteSUP in Muri Beach - wenn man mit dem Bus unterwegs ist, kann man nie genug Zeit einplanen! 




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Muri Night Market

In Muri, einem Ort auf der Insel, ist vier Mal pro Woche Night Market auf einem Marktplatz. Ab 17 Uhr bauen viele Inselbewohner dort Stände auf und verkaufen aus Kochtöpfen und von Grills das leckerste Essen. Es duftet total irre, Ich konnte mich gar nicht entscheiden, wo ich anfange. Wobei "anfangen" beim Essen hier für mich auch gleichzeitig aufhören ist, mehr als eine der riesen Portion schaffe ich einfach nicht. Anders als bei den Food Truck Roundups und Streetfood Märkten bei uns gibt es hier leider keine Taster-Portionen zum Probieren. 

Meine Insta Story dazu lade ich demnächst hier hoch! 

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Paddleboard & Snorkeling Tour @ Muri Lagoon

Heute hab ich einen schönen Paddelausflug in der Muri Lagune gemacht. Christopher aus Kanada hat uns die Lagune gezeigt und zu den besten Schnorchelspots geführt, hunderte, ach was, tausende Fische schwimmen durch das kristallklare Wasser, es ist einfach der Wahnsinn. 

Kleine Fische große Fische, bunte Fische, schwarz weiß gestreifte Fische, durchsichtige Fische, Seesterne, Rochen... boah ist da was los im Wasser. Wir haben auch einen Kugelfisch gesehen,    Christopher sag plötzlich "see the Pufferfish?" Und ich musste laut lachen, weil mir der Sushimeister aus Tokio wieder eingefallen ist, der das Wort Pufferfish nicht sagen konnte, ohne dabei seine Backen aufzublasen. Der Kugelfisch hat sich so dick wie möglich aufgeblasen und versteckt, ziemlich unclever eigentlich. Wenn ich mich verstecke, mache ich mich klein, nicht groß. Offensichtlich weiß er nicht, dass er giftig ist. 

Sehr eklig fand ich den Stickfish, er sieht aus wie ein Aal, ist aber angeblich keiner. Schnell aufs Brett und weiter paddeln. 

 

Das Wasser ist übrigens überall so unfassbar klar, wenn das Meer ruhig ist hat man das Gefühl man schwebt. Man fliegt einfach ein paar Meter über dem Boden und sieht den Meeresgrund gestochen scharf. 

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Clockwise or Anti-Clockwise? Rarobus!

Merke gerade, wie viel Zeit schon draufgegangen ist beim auf den Bus warten. Das System funktioniert super: zwei Busse umkreisen ständig die Insel, eine 32km Runde dauert eine knappe Stunde. Es gibt Bushaltestellen, man kann aber trotzdem sowohl ein- als auch aussteigen wo man will. Von außen winken zum Einsteigen (am besten mit dem gelben laminierten 10er Ticket) und innen einfach den Fahrer bitten, anzuhalten. Die Fahrer kennen die Insel auswendig, jedes Schlagloch, jede Palme, jeden Hund und jeden Hahn. 

Der clockwise-Bus, also der, der im Uhrzeigersinn um die Insel fährt, startet seine Runden immer zur vollen Stunde an Cooks Corner in Avarua, der anti-clockwise immer zur halben Stunde. 

Je nachdem, wie oft also jemand abseits der Haltestellen ein- oder aussteigen will, kommt der Bus mal früher und mal später. 

Für heute habe ich mich zu einer StandUp-Paddle und Schnorcheltour angemeldet, ich muss um 10 Uhr in Muri Beach sein. 

Dort, wo ich wohne, kommt der Clockwise Bus immer um ungefähr :40 nach der vollen Stunde und der anti-Clockwise um :36. 

Also kann ich jetzt entweder um 8:36 die lange Runde gegen den Uhrzeigersinn fahren und bin um 9:15 in der Muri Lagoon, oder um 8:40 mit dem Uhrzeigersinn, und bin um 9:07 da. 

Beides zu früh - aber an einer der schönsten, blausten Lagunen der Welt kann man ruhig mal ne knappe Stunde warten. 

Überhaupt merke ich immer wieder, wie genau ich Dinge nehme (positiv ausgedrückt), oder auch wie unentspannt (negativ ausgedrückt). Natürlich bin ich immer mindestens fünf Minuten vor angeblicher Abfahrtszeit an der Straße, nur um jedes Mal festzustellen, dass die Uhren hier anders laufen und die Island Time einfach anders tickt. Weil's einfach auch wurst ist. 

Immer wieder denke ich an meinen Freund Mario, zitiere ihn in Gedanken und sage zu mir selbst: "Stef, stop being so German! It's Island Time!" 


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Ukulele Contest!

Nebenan, also 200m den Strand entlang in der benachbarten Beach Bar, findet heute ein Ukulele Contest statt. Open for all, jeder der will und mutig genug ist, darf mitmachen. Beim Ankommen merke ich schon: da sind Profis am Werk. Viele Leute tragen Namensschilder und scheinen irgendwie organisiert zu sein, nicht nur Inselbewohner sondern auch Gäste. Ich senke den Altersdurchschnitt um mindestens 40 Jahre und fühle mich, als wäre sturmfrei in einem Altenheim. Vielleicht sitzen, gefesselt und geknebelt, irgendwo die Betreuer der Ukulelefreaks, das soll nicht mein Problem sein. Die Stimmung ist herrlich, barfuß am Strand, lauter ausgelassene alte Leute mit Ukuleles die spielen und singen und tröten. Sie haben sogar ausgedruckte Texte dabei und Notenzettel und könnten für die Show wahrhaftig Eintritt verlangen. 

(Auch hier folgt bald ein Video) 

Ich habe mich mit meinen Neuseeländischen Nachbarn getroffen, ein älteres Ehepaar aus Auckland (das mir von meinem nächsten Ziel Auckland abgeraten hat...), ein sehr netter Abend! Ihre Söhne waren, bevor sie 30 waren, Profi BMXer und wurden von Red Bull gesponsert und um die ganze Welt geschickt. 
Als dann noch die Sonne mal wieder so kitschig untergeht, wie sie es nur in der Südsee kann, ist der Abend perfekt. 
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Cross Island Trail... nicht :)

Der höchste Punkt der Insel ist der Te Rua Manga, ein fast 500m höher Berg. Von oben soll man eine fantastische Aussicht über die ganze Insel haben - und das Meer. Meer und noch mehr Meer, bis zum Horizont. Ist ja auch sonst nix außenrum. 

Ein Cross Island Trail läuft quer über die Insel, von Küste zu Küste über den Berg. Klar, da will ich rauf und mir dieses Paradies mal von oben ansehen. Am südlichen Ende der Insel sind auch die Wigmore Falls, ein Wasserfall bei dem aber nur Wasser fällt wenn es ein paar Tage geregnet hat. Hat es aber nicht, und der Wasserfall war keiner, wie ich beim Ankommen feststellte. Schon der Weg dorthin war abenteuerlich, durch geheimnisvollen Südseedschungel kommt man, teils über einen Schotterweg, teils auf verschlungenen Wegen zum Wasserfall.

 Das Echo des Dschungels (und der Hähne und Dschungeltiere) ist ganz schauderhaft. Hier startet also der wirklich abenteuerliche Trail über die Insel. Auf einem Schild steht geschrieben: "it is highly recommended to start the walk on the opposite end of the island!" Hoppla. 

Da stand ich also und überlegte, ob ich entgegen der Empfehlung den Track doch von dieser Seite aus gehe. Ich war sehr unschlüssig und habe irgendwie auf ein Zeichen gewartet. Ein paar Schritte erst mal... mal sehen, wie der Pfad so ist und wie's hinter der Kurve aussieht. Upsi. Sau glatt. Nass. Glitschig. Eng. Einsam. Kein Handyempfang. Nichts und niemand weit und breit. Eine steile Felswand mit Wurzeln und Lianen, an denen man sich den steilen Hang hochhangeln muss. Klingt nach Spaß, aber irgendwie nicht alleine.

Eine große Katze oder kleiner Luchs - man weiß es nicht - tauchte plötzlich auf. Sie stand da, legte den Kopf schief, sah mich an und machte "miiiiiäää". Ok. Alles klar. "Danke. Hab verstanden", sagte ich zu dem Tier, drehte um und das war's mit mir und dem Cross-Island-Abenteuer-Trail. 


Mein Proviant: zwei Müsliriegel und ein halber Liter Wasser hätten mich gut durch den Vormittag gebracht, aber eben nicht recht viel länger. Ausrutschen, abrutschen, Knöchel verstauchen, Fuß verdrehen - und ein halbes Jahr im Dschungel liegen bis mich einer findet: nein danke. 


Ich hatte Glück, dass ein Australier am Vortag seinen Hut bei den Wasserfällen vergessen hatte. Nicht, weil ich den Hut gefunden habe, sondern weil er und seine Frau mit dem Auto kamen, um ihn zu suchen. Die beiden nahmen mich mit zurück in die Zivilisation (auch Zivilisation ist relativ, zumindest dorthin, was hier auf der Insel Zivilisation am nächsten kommt: zurück zur Küste) und eine halbe Inselrunde zurück nach Avarua. Perfekt, bei Palace Burger am Hafen ist mittwochs den ganzen Tag Happy Hour - jeder Burger Für 3,50 Dollar (2,10 Euro) 

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Te Vara Nui Show Tourist Trap!

Jetzt ist es passiert. Ich glaube, ich bin in eine Touri-Falle getappt. "Schau Dir unbedingt eine Maori-Show an!" haben sie gesagt. Eine "ausgezeichnete" Show, Tourism Award Winner blablabla, ist mir schon vor meiner Abreise immer wieder bei der Reiserecherche über den digitalen Weg gelaufen. Die teuerste auf der Insel, irrtümlicherweise bin ich davon ausgegangen, dass das für Qualität steht. Tut es nicht. Klar, ein Haufen Leute war beteiligt: Tänzer, Trommler, Köche, Servicepersonal, Fahrer... aber irgendwie war's halt doch ein Disney-Musical auf vermeintlich authentischem aber wahrhaftig künstlichem Terrain, jeder Witz einstudiert und jede Bewegung geplant. Es ist vielleicht vermessen, anzunehmen, dass "die Wilden, die Eingeborenen" aus Spaß für ihr Gäste tanzen - und trotzdem hätte ich mir das Pseudospektakel sparen können und das Geld dafür lieber an die wundervolle Kirchengemeine spenden sollen, deren Gottesdienst ich am Sonntag besuchen durfte. 

Aber alles der Reihe nach. "Pick-up time is 3:50pm", ach wie nett, dachte ich noch, die holen mich ab und bringen mich wieder nach Hause. Auf der Insel gibt es keine Straßenbeleuchtung und sobald die Sonne untergeht ist es stockfinster. 

Als um kurz nach 4 noch immer kein Bus/Van/Shuttle/wasauchimmer da war, zitierte ich in Gedanken meinen mexikanischen Freund und Ex-Nachbarn Mario: "Stop being so German!" sagte ich also zu mir und stellte mich auf "Island Time" und einen entspannten, lockeren Abend ein. Plötzlich kam ein etwas zu klischeehafter Wagen mit Palmwedeldach ums Eck, auf ihm ein paar etwas zu klischeehafte Touristen, manche mit Bierdosen in den Händen. "Hey, halt nicht vor mir an, sonst sieht mich der Fahrer nicht, der mich zur authentischen Tanzvorführung bringen soll und ich verpasse ich meinen Shuttle...", dachte ich noch. Nö, das war der Shuttle. "Fuck. Touri-Scheisse." Gequält lächelnd nahm ich Platz und freute mich extraorbitant, am anderen Ende der Welt zu sein wo mich niemand kennt. Nachdem wir noch ein paar Klischee-Touris an den großen Resorts aufgenommen hatten auf dem Weg um die Insel kamen wir am Veranstaltungsort an und wurden mit Ketten aus kleinen Muscheln und einem complimentary drink begrüßt. Bubbles, Blubberwasser gab's und weil ich kaum Alkohol trinke, war mir nach dem ersten Schluck erstens schummrig und zweitens alles egal. "Die Wilden" begrüßten uns sicher nicht so, wie es Wilde eben so tun, sondern so, wie Touristen es von ihnen erwarten: mit Gebrüll und großen Augen ging das Drama los. "Kia Orana! Everybody say Kia Orana!" - "Kia Oran-na!!" hallte es aus den angetrunkenen Neuseeländischen und Amerikanischen Kehlen und ich wäre am liebsten im Boden versunken. Ein pathetischer Monolog auf Maori folgte, den ich für mich frei so übersetze: "Hallo ihr Idioten, die blöd genug waren, die abgedroschenste Show auf der Insel zu buchen, wir ziehen hier die gleiche Nummer durch wie jeden Abend, denkt bloß nicht, dass wir Polynesier wirklich so sind, das läuft hier alles nach Drehbuch." Selig grinsende Saufgesichter um mich rum. Der Ballermann der Südsee quasi. Wirklich herzzerreißend. 

Die Tour durchs "Cultural Village" führte durch verschiedene Hütten, in denen Menschen in verschiedenen Kostümen ihren Text abspulten und eine durchchoreografierte, abgespeckte Version einer möglichen Geschichte der Cook Islands präsentierten. 

Seltsam: um mich rum schienen alle begeistert zu sein und brüllten in jeder Hütte aufs Neue "Kia Orana" zurück, wenn jedes Mal wieder dazu aufgefordert wurde. Facepalm. 

Immerhin habe ich ein paar Sachen gelernt: Rarotonga ist seit ca 500/600 nach Christus bewohnt, seit ca 1200 gibt es die innere Ringstraße um die Insel, an der bis heute nur Privathäuser stehen und keine Hotels oder Resorts. 


Der Ort, an dem das Spektakel stattfand, war gut getarnt und sah auf den ersten Blick tatsächlich so aus, wie ausgebuddelt und neu belebt, so, als wäre jemandem an der Maori-Tradition gelegen. Die Entstehungsgeschichte war gespickt mit Worten wie "long family history", "our ancestors built this stunning place and the beautiful garden" - in Wirklichkeit hatten Einwanderer im Jahr 2005 (!) das Gelände gekauft und wollten eigentlich ein Boutique-Hotel dort bauen. Lukrativer war dann aber doch ein polynesisches Disneyland mit All you can eat Buffet und einer "authentic quisine Island Style Buffet" die aus Sushi, Kartoffelwedges und zum Dessert Tiramisu und Panna Cotta bestand. Thanks but no thanks. 


Vielleicht liegt es daran, dass ich selber mal in Walt Disney World gearbeitet habe und daher weiß, wie sowas läuft und eben auch, wie was hinter den Kulissen abläuft. Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach kein typischer Tourist bin und dank vieler Reisen einen anderen Horizont habe. Aber das war wirklich gruselig und schwer aushaltbar. "I really don't know what to say! In Germany we call it 'Fremdschämen'", ist mir rausgerutscht als mich eine beschwipste Neuseeländerin fragte, ob ich es auch so amazing finde wie sie. "Yes, isn't it?" sagte sie bierselig und brüllte gleich wieder "Kia Orana" als das Publikum zum zwölften Mal innerhalb der ersten halben Stunde dazu aufgefordert wurde. 

Das authentic Island Style Buffet war absolute Massenabfertigung, hätte ich vorher nicht Ika Mata probiert, ich hätte kein Bedürfnis, das noch einmal in meinem Leben zu essen. Wie Kartoffelsalat aus der Dose mit möglichst flachem, unspezifischem Geschmack, glattgebügelt für Touristen die auch in der Fremde am liebsten zu McDonalds gehen. 


Ich weiß nicht, was ich vorher von der Erfahrung erwartet hatte. Definitiv nicht das. 

Ich schlaf mal ne Nacht drüber, vielleicht denke ich dann anders. 


(Update: Nö, tu ich nicht.)
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License to drive on the Cook Islands

16 Jahre nach meinem ersten Auto- und Motorradführerschein (Fahrschule Obermaier, Nürnberg-Eibach) und 15 Jahre nach meinem Zweiten (Florida, USA) habe ich heute mal wieder einen Führerschein gemacht und bin jetzt stolze Besitzerin einer "License to Drive a Motor Vehicle on the Cook Islands". 

Auf dem Führerscheinfoto sogar mit Tiare, Blume, hinter dem Ohr, wir es sich hier in Rarotonga gehört! 

Bei uns wäre das undenkbar (sowohl das mit der Blume auf dem Foto, als auch, in eine Polizeidienststelle reinzulaufen und nach 5 Minuten mit einem Führerschein wieder raus. 


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Amene! Church Sunday in Paradise

Ein ganz ganz besonderer Sonntag. Sonntags gehen die Inselbewohner in die Kirche. Kirchen eigentlich, es gibt sehr viele Kirchen auf der Insel, die Leute hier sind streng gläubig (christlich katholisch) seit Anfang des 19. Jahrhunderts ein Missionar auf die Insel kam. (Polynesischen Stämme hatten Rarotonga schon lange vor unserer Zeitrechnung besiedelt, immer wieder kamen Seefahrer, Kolonisten, Meuterer und Einwanderer, lange herrschten und bekriegten sich die verschiedenen Tribes auf der Insel. Und, was ich sehr bemerkenswert finde: als die Missionare kamen, sagten sie "den Wilden", sie sollen nicht mehr nackt rumlaufen und sich was anziehen. Heute ist es anders rum: die Touristen sind die, die heute für den Geschmack der Einheimischen zu nackt sind, oben ohne Sonnenbaden ist verboten hier, auch sonst wird auf angemessene Bekleidung Wert gelegt!) 




Die Kirchen heißen alle CICC - Cook Islands Christian Church, in der CICC Nikao Kanaana war ich. Besucher sind herzlich willkommen. Für mich war es ein Besuch, den ich nie vergessen werde.

Die Männer kommen in Anzügen (und FlipFlops), die Frauen in den feinsten Sonntagskleidern mit Hüten und Blumenkränzen auf dem Kopf.

 Ohne genau zu wissen was mich erwartet (aber mt langem Kleid und bedeckten Schultern), ging ich also auch hin, ich habe mir einen Platz in den hinteren Reihen gesucht. In der Männerecke, wie sich rausstellte, offensichtlich gibt es eine Sitzordnung. (Und ich glaube, die ist nach Singstimmen aufgeteilt.) War aber kein Problem, alle, die in die Kirche kamen, haben die schon Anwesenden um ihren Platz rum per Handschlag begrüßt, auch mich. Ich war früh dran, mitten in der Kirche saß ein Mann am Keyboard und hat leise und sanft gespielt. Sofort war ich in einer ganz besonderen Stimmung, die Kirche füllte sich langsam, alles schien so friedlich. Ohne dazu zu gehören, habe ich mich trotzdem willkommen gefühlt und war sehr gespannt, was kommen würde. 

Ab und zu sind Männer aufgestanden und haben etwas gesagt. Was, weiß ich nicht. Sie haben Maori gesprochen. Es klang nach Fürbitten oder etwas in der Art, Danksagungen, Wünsche, laute Gebete. Um 10 Uhr gings dann los. Kinder, Jugendgruppen sind mit Fahnen in die Kirche eingelaufen und der Priester begrüßte die Gemeinde.

Die Kinder und Jugendlichen haben dabei seltsam anmutende Uniformen an, teils wie Pfadfinder, sie sehen aus wie aus der Zeit gefallen und trotzdem wirkt es so selbstverständlich. 

Der Gottesdienst ist auf Maori. Ich habe also kein Wort verstanden - und trotzdem eine Stunde lang geheult. Bald haben sie nämlich das erste Lied angestimmt und es war, als würde die Kirche beben. Als ob das Dach gleich wegfliegt. Ich sag's euch, die können singen!!! Jeder Einzelne (außer mir) hat voller Inbrunst laut und kräftig gesungen und mit dem ersten Ton sind mir die Tränen aus den Augen geschossen. 

Sowas habe ich wirklich noch nie erlebt und konnte es kaum fassen. Kein Vergleich zu unseren Gottesdiensten, wenn es kalt, düster und alles irgendwie beklemmt und beklemmend ist. Wenn die Leute schüchtern flüstern beim Singen oder, so wie ich, zugegebenermaßen, scheu die Lippen bewegen und hoffen, dass jemand anders singt. Es war laut, es war bunt, fröhlich, es war einfach eine Wonne! 

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Samstags in Rarotonga: Punanga Nui Market

Samstag ist Markt-Tag in Rarotonga, Punanga Nui Market in Avarua. Frisches Obst und Gemüse, Stände mit leckerem Essen, Blumenkränze, bunt bemalte Tücher und natürlich Black Pearls gibt es hier. Die legendären schwarzen Südseeperlen, nach denen auch das Schiff in Fluch der Karibik benannt ist. Und was ist eigentlich die Mehrzahl von Ukulele? Ukulelen? Ukuleles? Die kleinen Gitarren gibt es auch zu bewundern und zu kaufen, sogar in der Elektro-Version. Ein pummeliger Junge sitzt gedankenverloren auf einem Plastikstuhl zwischen zwei Ständen und spielt zu "Hotel California" auf seiner E-Ukulele. 

Überall duftet es nach frisch gefangenem, gegrilltem Südseefisch, roasted chicken und dem Meer. Auch wenn alles klischeehaft wirkt und einem fast wie Touristen-Programm vorkommt: auf dem Markt kaufen auch die Einheimischen ein und treffen sich auf ein Pläuschchen am Wochenende.


Die Inselbewohner sind stark und kräftig, kein Wunder: auf den Cook Islands wird gut gekocht (kleiner Wortwitz)... Essen gibt es im Überfluss, die Palmen hängen voller Kokosnüsse, Mangos, Avocados, Papayas... auf Rarotonga wird man unweigerlich zum Genießer. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mitleidige Blicke ernte wenn ich nach einer kleinen Portion frage (wie soll ich sonst alles probieren?!). 

Auf der kleinen Bühne in der Mitte des Marktplatzes tritt eine Tanzgruppe auf. Anders als bei uns in Deutschland bekommt hier der Pummeligste die Rolle des  Häuptlings. 

Um die Mittagszeit leert sich der Marktplatz, es wird still auf der Insel. Ich nutze die Chance und springe auf den letzten Bus, der einmal um die Insel fährt. 

Genau genommen sind es zwei Busse, die die Insel umkreisen: einer fährt die einzige Hauptstraße im Uhrzeigersinn, der andere gegen den Uhrzeigersinn. Obwohl es nur drei Stationen zurück zu meiner Unterkunft wären, nehme ich den langen Weg und fahre "clockwise" einmal um die Insel statt "anti-clockwise" drei Stationen bekannten Wegs zurück. Vorbei an Palmen, Hütten, Privathäusern und Touristenunterkünften und immer schimmert durch das saftige Grün der türkise Psazifik. Eine Stunde dauert die Fahrt um die Insel, 32 Kilometer lang ist die Ringstraße.

Am Wochenende gehen die Uhren noch langsamer, Island Time in slowmotion. Sonntags sind alle Läden und die meisten Restaurants geschlossen, also schnell noch was einkaufen. Bald geht die Sonne unter. Weil die Cook Inseln so nah am Äquator liegen, geht die Sonne ganzjährig zur etwa gleichen Zeit auf und unter. Hell ist es also von 7 bis 7 - und eben auch dunkel. Morgen, am Sonntag, gehe ich in die Kirche, wie die meisten Inselbewohner. Auch Besucher und Touristen sind beim Gottesdienst herzlich willkommen. Wenn das nur annähernd so fantastisch ist, wie ich gelesen habe bei meiner Reisevorbereitung, dann wird das ein toller und rührender Vormittag. 

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